Definition

Das Freemium-Geschäftsmodell bietet das Basisprodukt kostenlos an, während für das Vollprodukt und Zusatzerweiterungen Gebühren erhoben werden.

Geschichte des Freemium-Modells

Der Begriff “Freemium” setzt sich zusammen aus “Free” (gratis) und “Premium”. Viele Online-Unternehmen, wie zum Beispiel Spotify, Asana, OpenAI und XING, nutzen dieses Modell. Es entstand in den 1990er Jahren mit der Kommerzialisierung des Internets, wie bei Netscape Communications und Web.de in Deutschland. Ein ähnliches Konzept gab es schon früher in der Softwarebranche, wie bei Adobe Systems Inc. mit dem kostenlosen Acrobat Reader und dem kostenpflichtigen Adobe Acrobat.

Was ist Freemium? Cover mit Icons

Freemium wurde am 23. März 2006 von Fred Wilson beschrieben. Er schlug vor, Dienste kostenlos anzubieten, eventuell mit Werbung, um durch Mundpropaganda und Suchmaschinenoptimierung viele Kunden zu gewinnen. Anschließend könnten Zusatzleistungen oder erweiterte Versionen gegen Aufpreis angeboten werden.

Nach Wilsons Beschreibung wurde der Begriff Freemium aus über 30 Vorschlägen seiner Blog-Leser gewählt und in Medien wie Wired-Magazin und Business 2.0 Magazine sowie von Bloggern wie Chris Anderson und Tom Evslin aufgegriffen. Andersons Buch “Free” aus dem Jahr 2009 behandelt die wachsende Beliebtheit dieses Modells.

Zitat von Fred Wilson:

„Biete deinen Dienst gratis an, möglicherweise mit Werbeeinblendungen oder vielleicht auch nicht, gewinne viele Kunden auf effiziente Weise durch Mundpropaganda, Werbepartner, Platzierung in Suchmaschinen und so weiter, und biete dann deinem Kundenstamm zu einem Aufpreis Zusatzleistungen oder eine erweiterte Version deines Dienstes an.“

Varianten von Freemium

Bei Software muss zwischen völlig freier und nur eingeschrkt nutzbarer Software unterschieden werden. Bei freier Software erhalten Nutzer das komplette Produkt einschließlich der Rechte, den Quellcode einzusehen und zu ändern. Beim Freemium-Modell hingegen bekommen sie nur einen Teil des Funktionsumfangs ohne umfassende Rechte wie das Ändern des Quellcodes. Die Differenzen zwischen der kostenlosen Basisversion und der kostenpflichtigen Premiumversion hängen vom jeweiligen Produkt ab.

Computerspiele

Viele Computerspiele, besonders Browserspiele, werden als Freemium-Produkte vermarktet. Einnahmen generieren sie durch Werbung im Spiel oder durch den Verkauf virtueller Gegenstände innerhalb des Spiels.

Anwendungssoftware

  • Funktionsumfang: Basis- und Premiumversion unterscheiden sich in ihrem Funktionsumfang. Ein Beispiel ist Skype, bei dem Gruppenvideoanrufe in der Gratis-Version nicht verfügbar sind.
  • Kapazität: Manche Produkte bieten zunächst den vollen Funktionsumfang in der Basisversion, beschränken jedoch die Nutzung (z. B. Dauer, Bandbreite, Dateigröße). Ein Beispiel ist der SQL Server Express, dessen Datenbankgröße in der Freemium-Version auf 10 GB limitiert ist.
  • Kundengruppe: Bei manchen Modellen wird das Vollprodukt bestimmten Kundengruppen kostenlos angeboten, wie z.B. Azure Dev Tools for Teaching (formals Imagine, dann Dreamspark gennant) von Microsoft für Studenten.

Hardware

Auch im Hardware-Sektor findet sich das Freemium-Modell. Anbieter veröffentlichen Pläne und Anleitungen kostenlos, oft als Freie Hardware, um eine Community für Produktverbesserungen zu schaffen (Crowdsourcing). Bei Bedarf bieten sie dann Bausätze oder fertige Produkte an. Chris Anderson verfolgt dieses Modell mit seiner Firma DIY Drones und beschreibt es in seinem Buch “Free”.

Bücher

Auch Bücher werden als Freemium-Produkte vermarktet. Elektronische Versionen (Hörbücher, E-Books, Webseiten) dienen als Basisprodukt, während die gebundene Ausgabe das Premiumprodukt ist. Chris Andersons “Free” und Daniel Shiffmans “The Nature of Code”, das mit einem Pay-What-You-Want-Modell online angeboten wird, sind Beispiele dafür.

Zeitungen

2013 berichtete der BDZV (Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger), dass 70 deutsche Zeitungstitel Paid-Content-Modelle auf ihren Websites umsetzen, wobei 71% auf das Freemium-Modell setzen. Hierbei entscheidet die Redaktion über die kostenlosen und kostenpflichtigen Inhalte. Andere Modelle sind das Metered Model und harte Bezahlschranken.

Rolle von Freemium

Freemium spielt eine wachsende Rolle in Bereichen wie Anwendungssoftware, Computerspielen und Smartphone-Apps. So berichtete PC World, dass kostenpflichtige Antivirenprogramme an Marktanteilen gegenüber Freemium-Produkten verlieren. 2014 machten Freemium-Apps 85% des Marktes im Apple App Store aus, gegenüber 71% im Vorjahr.

Kritik

Die Einschränkungen der kostenlosen, aber nicht vollständig freien Software haben zu negativen Begriffen wie Nag- oder Quengelware, sowie Expireware geführt. Während dieses Modell bei Softwareprodukten oft negativ wahrgenommen wird, da die eingeschränkte Nutzbarkeit zu Frustration führen kann, sind Freemium-basierte Internetdienste, besonders im Small Office/Home Office (SOHO)-Bereich, praktisch einsetzbar. Hier bieten sie oft eine ausgewogene Balance zwischen Grundfunktionalität ohne Kosten und erweiterten, kostenpflichtigen Optionen für professionellere oder intensivere Nutzung.